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4 Gründe, weshalb Fake News so überzeugend sind

Jonathan Bailey
Jonathan Bailey
Plagiarism Consultant -- Plagiarism Today

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Es gibt nichts Neues zum Thema Fake News. Denn so lange, wie es Nachrichten gibt, gibt es auch – beabsichtigte wie unbeabsichtigte – Fehlinformationen.

Einen besonderen Höhepunkt (oder Tiefpunkt) von Fake News stellt der Zeitraum um den Beginn des 20. Jahrhunderts dar, als die Regenbogenpresse – ein Begriff, der im Jahr 1895 geprägt wurde, um Journalismus zu beschreiben, der Verkaufszahlen über Faktenberichterstattung stellt – dazu beitrug, die Vereinigten Staaten in einen Krieg mit Spanien zu drängen.

Zwar gab es schon immer Fehlinformationen und schlechten Journalismus, aber die Situation scheint sich im Zeitalter von Social Media deutlich zu verschlechtern. So stellte eine kürzlich durchgeführte Studie des Pew Research Center fest, dass Amerikaner Fake News und Fehlinformationen als ein größeres Problem als Rassismus, illegale Einwanderung und Terrorismus betrachten.

Aber weshalb sind Fake News so ein großes Problem? Wenn sich so viele Menschen einig sind, dass Fake News ein Problem darstellen, weshalb lesen, teilen und fördern sie diese dann? Der Grund liegt darin, dass Fake News nicht nur irreführend sind, was ihren Inhalt angeht, sondern auch in der Art und Weise, wie sie mit unseren Vorurteilen und unserer Empfänglichkeit spielen.

1. Grund: Verbreitungsweise

Die häufigste Verbreitungsweise für Fake News sind Social Media. Diese Form der persönlichen Übermittlung ist nicht nur unglaublich schnell, sondern baut auf Vertrauen auf.

Zum größten Teil sind wir auf Social Media mit Menschen befreundet, die wir mögen und denen wir vertrauen. Daher neigen wir eher dazu, den Informationen, die dort geteilt werden, zu vertrauen und diese zu glauben. Einfach ausgedrückt: Fake News nutzen das Vertrauen, das wir unseren Freunden und der Familie entgegegenbringen, um uns dazu zu ermutigen, auch ihnen zu vertrauen und sie zu glauben.

In einer britischen Studie gab ein Sechstel der Befragten zu, alles zu glauben, was ihre Freunde auf Social Media teilen. Dieselbe Studie zeigte, dass Informationen auf Facebook als zuverlässiger angesehen werden als solche von echten Experten.

Kurz gesagt, basieren Fake News auf dem Vertrauen, das wir unseren Freunden und der Familie entgegegenbringen, um uns dazu zu bewegen, unsere Zweifel beiseite zu schieben und nicht zu genau hinzusehen.

2. Grund: Sie verstärken unsere Vorurteile

Die Verbreitung über Social Media hilft Fake News auch noch in anderer Weise. Online verbringen wir die meiste Zeit damit, mit Menschen in Kontakt zu sein, mit denen wir einer Meinung sind. Wird dies mit Algorithmen kombiniert, die Ihnen Inhalte liefern, denen Sie zustimmen, nennt man das Ergebnis eine Social-Media-Blase.

Dies führt direkt zu einer Bestätigung der eigenen Voreingenommenheit, sodass wir eher das herausfiltern und glauben, was unsere Meinungen und Ansichten stützt. Kurz gesagt: Menschen irren sich ungern und Social Media minimieren die Häufigkeit der Konfrontation mit herausfordernden Ideen und Informationen.

Das heißt, wenn jemand auf Social Media auf Fake News stößt, werden diese wahrscheinlich die eigenen Vorurteile bestätigen und nicht solch einer Prüfung unterzogen, wie es der Fall wäre, wenn sie der bestehenden Meinungen zuwiderlaufen würden. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass dann die Nachrichten als Fakten akzeptiert und an andere weitergeleitet werden, womit der gesamte Prozess von vorne beginnt.

3. Grund: Publikationsbias

Zusätzlich zur Verstärkung unserer Vorurteile nutzen Fake News auch noch eine weitere Neigung zu unseren Ungunsten aus: die Voreingenommenheit in Bezug auf eine bewiesene Hypothese.

In der akademischen Forschung wird dies im Allgemeinen als Publikationsbias bezeichnet. Das Problem besteht darin, dass Studien, die zu einem Nullresultat führen, also die Hypothese nicht beweisen können, oftmals nicht publiziert werden. Dies ist der Fall, obwohl Studien mit Nullresultaten häufig genauso wichtig sind wie diejenigen, welche die Hypothese beweisen.

Fake News liefern immer den Beweis für die Behauptung, selbst wenn dieser Beweis komplett konstruiert ist. Da wir dazu neigen, dass uns derartige Ergebnisse stärker und im Detail interessieren, sind diese interessanter und schlüssiger.

4. Grund: Sensationsgier und Naivität

Schließlich sind viele Nachrichten sehr banal. Anhörungen im Stadtrat oder Debatten über Steuerpolitik haben vielleicht einen großen Einfluss auf unser Leben, es ist jedoch sehr langweilig, diese anzusehen oder darüber zu lesen.

Fake News sind fast immer sensationell. Sie erzählen fast immer eine Geschichte, die noch dazu verblüffend ist. Die Geschichten, die in Fake News transportiert werden, sind einfache Narrative, die auf die Spitze getrieben werden. So ist einer der Tricks bei Fake News, ein relativ banales Ereignis anhand von übertriebener Sprache und Fehlinformationen zu übertreiben.

Die beliebtesten Themen bei Fake News sind oftmals Dinge, die schockieren und beleidigen, weil sie eine emotionale Reaktion hervorrufen und uns veranlassen, die Informationen nicht zu überprüfen, sondern zu teilen und weiterzugeben.

Über Fake News soll nicht nachgedacht werden und die einfache, aber sensationelle Geschichte soll jeden ermutigen, nicht zu genau darüber nachzudenken.

Schlussfolgerung

Alles in allem gibt es bei Fake News keine irgendwie geartete geheime Formel, die dazu führt, dass sie geteilt und schnell verbreitet werden. Sie basieren einfach auf den Vorurteilen, die wir alle in uns tragen. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Leser oft vorschnelle Urteile fällen müssen, was sie glauben und was sie verwerfen. So ist es überraschend einfach, dafür zu sorgen, dass sich eine interessante Lüge wie ein Lauffeuer verbreitet.

Der einzige Schutz vor Fake News ist Wachsamkeit. Zwei wichtige Maßnahmen lauten, sich vor dem Weiterleiten die Zeit zu nehmen, um die Quellen zu prüfen, und zu lernen, wie Fake News zu erkennen sind. Newsguard kann dazu beitragen, legitime Quellen zu erkennen, und so dafür sorgen, dass das Ratespiel in diesem Prozess ein Ende hat.

Leider hat die Wahrheit normalerweise nicht die Vorzüge von Verzerrungen, mit denen Heldentaten fingiert werden. Fakten kümmern sich nicht darum, wie unser Gehirn tickt, und deswegen finden sie oft nur schwer Gehör.

So schrieb schon Jonathan Swift im Jahr 1710, „Die Unwahrheit fliegt und die Wahrheit humpelt hinterher“. Dies trifft auf nichts so sehr zu wie auf die Online-Situation.